„Zukunft braucht Herkunft“

ENTWICKLUNGSVORHABEN
HUGENOTTENRATHAUS

Der Wiederaufbau vom Hugenottenrathaus

Der Trägerverein Hugenottenrathaus Neu-Isenburg e.V. ist selbst aktiv geworden und hat das Quartiersentwicklungskonzept der „Neue Alte Ort“ entwickelt. Es dient als ISEK zur Akquirierung des dafür notwendigen eigenen Förderprogramms „Lebendige Zentren“ und definiert die notwendigen fünf Handlungsfelder. Das Entwicklungsvorhaben Hugenottenrathaus ist zentraler Punkt im ersten Handlungsfeld: „Stärkung der Identität und Wahrnehmung der historischen Wurzeln.“ Denn dem Herzen unserer Stadt fehlt weiterhin der sichtbare Ausdruck seiner kommunalen Identität mit dem Alten Ort – und deren Gründer. Unser europäisches Verständnis der Heimat- und Denkmalpflege empfindet Beschämung. Das Hugenottenrathaus ist bis heute das Wahrzeichen der Stadt Neu-Isenburg geblieben, sein Gemälde hängt noch in den Wohnzimmern und Fluren, oder es ist an Hauswänden zu sehen.

Das Hugenottenrathaus war die bauliche Keimzelle von Neu-Isenburg, ein bedeutsames Bauwerk des Barock und ein Symbol der Völkerverständigung zwischen Franzosen und Deutschen. Es spiegelt in besonderer Weise unsere Geschichte und unsere Identität als Hugenottenstadt wieder. Ein solch seltenes Zeugnis gilt als national wertvolles Kulturgut. Deshalb ist der Wiederaufbau nach vorliegenden historischen Plänen von übergeordneter kultureller Bedeutung. Es ist unsere moralische Verpflichtung als Hugenottenstadt, das kulturelle Erbe und die Fundamente auf denen die Stadtgesellschaft beruht, wiedererstehen zu lassen.

Mit einem Außendurchmesser von nur 7 Meter und einer Höhe von 14 Meter, war das Hugenottenrathaus ein zierliches Bauwerk, das der gräfliche Baumeister Andreas Löber auf der Grundlage der Goldenen Schnitts mit dem Platzdurchmesser, dem Brunnen und mit der umgebenden Bebauung sorgfältig abgestimmt hatte. Der Neu-Isenburger Heimatforscher Georg Blaum fand im Jahr 1951 bei seinen Recherchen über das Alte Rathaus in den Gemeindeakten von 1849 eine Zeichnung mit allen Abmessungen. Der Geometer Fink vom Kreisbauamt Offenbach hatte sie aus Anlass des großen Umbaus 1849 angefertigt. Georg Blaum hat danach die Grundrisse und Ansicht mit allen Maßen gezeichnet. Er selbst meinte, dass es wegen dieser Kenntnisse nicht schwerfallen dürfte, das Alte Rathaus wieder zu errichten.
 

Mit dem Wiederaufbau bleibt der Marktplatz für seine Funktion geräumig genug. Keinem Anwohner wird Licht und Ausblick genommen. Veranstaltungen wie Altstadtfest und Weihnachtsmarkt können rund um das Rathaus weiterhin problemlos durchgeführt werden. Die Veranstaltungen erhalten durch das Bauwerk sogar ein besonderes Ambiente, das die Attraktivität erhöht und die Zahl der Besucher steigern kann. Die Kosten für den Wiederaufbau des Rathauses sind erschwinglich; im Gegensatz zu anderen Projekten im Stadtumbauprogramm.

Gebäudebeschreibung

Schnitt Rathaus

Im Erdgeschoss befindet sich eine offene Arkadenhalle mit Gewölbe. Sie wird von acht Sandsteinsäulen im Abstand von 2,08 Meter begrenzt. Jede Sandsteinsäule hat eine Breite von 38 cm. In der Mitte befindet sich der Brunnen mit Trinkwasseranschluss. Der Brunnen hat einen Durchmesser von 2,08 Meter. Die vier Sandsteinsäulen des Brunnens stützen das Gebälk des Ratssaales ab. Der Ratssaal hat eine Grundfläche von 36 qm und eine Höhe von   3 Meter. Das darüber befindliche achteckige Dachgewölbe hat noch eine Höhe von 2,60 Meter. Die Dachfläche wird nur Nutzung ausgebaut.
 

Auf dem Ratssaaldach sitzt der achteckige große Glockenturm mit vier Uhren, so dass die Uhrzeit von jeder Gasse aus zu sehen ist. Der Glockenturm hat einer Höhe von 5, 38 Meter. Er soll als Aussichtsplattform genutzt werden, da er auf der Höhe von ca. 12 Meter einen einzigartigen Blick auf den Grundriss des historischen Stadtkerns bietet. Im kleinen Treppenturm befindet sich eine Stahlbetontreppe sowie ein Aufzug, der in die verschiedenen Stockwerke führt. Im Erdgeschoss befindet sich ein kleines Café mit öffentlicher WC-Anlage. Das kleine Café kann den Platz rund um den Wiederaufbau gastronomisch nutzen.

Rund um das Rathaus befinden sich acht Sitzbänke. Eine grüne Infrastruktur mit Bäumen und Pflanzen sowie eine Teilbewachsung des Gebäudes, wird in einem gesonderten Gestaltungskonzept erarbeitet. Das Gebäude wird abends angestrahlt bzw. illuminiert und soll somit auch allabendlich ein Anziehungspunkt sein.

Das Hugenottenrathaus von Westen

Das Hugenottenrathaus wächst nach unten

Neu im Entwicklungsvorhaben Hugenottenrathaus ist der Ratskeller. Der Ratskeller ist ein außergewöhnlicher Ort. Sandsteingewölbe und Sandsteinsäulen schaffen eine besondere Atmosphäre, Wandmalereien mit Motiven vom Alten Ort und der Apfelweinherstellung informieren und sollen emotionalisieren. Hier lässt sich stilvoll Speisen und Feiern. Auf einer Fläche von 300 m² bietet der Ratskeller ca. 180 Sitzplätze. Auch eine Tanzfläche von ca. 40 m² ist vorgesehen sowie eine Bar mit französischem Flair. Für private Feiern oder Hochzeiten ist der Ratskeller bestens geeignet. Auch steht er den Neu-Isenburger Vereinen zur Verfügung, da das „Haus der Vereine“ in der Offenbacher Straße über keine Gastronomie verfügt.

Nutzungskonzept
Willkommens- & Besucher-Zentrum auf 5 Ebenen

Das Hugenottenrathaus von Westen
(Entwürfe: Dipl.-Ing. Georg Oeter und
Dipl.-Ing. Dominik Mangelmann)

Das Hugenottenrathaus von Süden

Das Hugenottenrathaus von Süden
(Entwürfe: Dipl.-Ing. Georg Oeter und
Dipl.-Ing. Dominik Mangelmann)

Gebäude-Facilities
Passivhaus mit Solarthermie besuchergerechte Gestaltung

Hugenottenrathaus ist das Willkommens- & Besucherzentrum der Hugenottenstadt

„Wer sich hier niederlassen will, ist in Neu-Isenburg herzlich willkommen“, so heißt es heute auf der Homepage der Stadt. Und in der Tat, die DNA Neu-Isenburgs ist ihre Vielfalt und die gelebte Willkommenskultur der Hugenottenstadt, die letztendlich 1699 ihren Ursprung hatte. Es ist daher nur konsequent, diese Willkommenskultur über das wieder zu errichtende Wahrzeichen der Stadt, das Hugenottenrathaus, auch darzustellen. Nicht nur symbolisch als Bauwerk, es soll auch inhaltlich konkrete Aufgaben übernehmen.

Neu-Isenburg kann seine Willkommenskultur unter Beweis stellen. So soll das Gebäude zentraler Anlaufpunkt und Informationszentrum für Kultur und Wirtschaft, für Migration und Integration sowie für alle Neubürger werden. Bei der Gründung der Hugenottensiedlung waren die Neubürger nur Hugenotten. Wenige Jahre später kamen bereits die ersten Deutschen in die Hugenottensiedlung. Im Jahr 1777 war die Zahl auf ca. 80 Deutsche Familien angewachsen. Das Zusammenleben zwischen Hugenotten und Deutschen in puncto Glaube, Sprache, Kirche und Schule, wurde über lange Zeit zur Zerreißprobe zwischen den Reformierten und den Lutheranern. 

Positionierung

Als 1830 in Neu-Isenburg die französische Sprache als Amtssprache abgeschafft wurde, hatte bereits im „Welschen Dorf“ die Liebe dafür gesorgt, dass die anfangs peinlich verhütete Vermischung zwischen deutscher und französischer Bevölkerung immer mehr stattfand. Die Integration gelang, nur in diesem Fall stellt sich die Frage, wer hat wen integriert? Es sei noch erwähnt, dass Neu-Isenburgs Wirtschaft zu dieser Zeit noch ausschließlich vom hugenottischen Gewerbe lebte. Wenn wir dem damaligen Bürgermeister Ludwig Arnoul aus der Festschrift zur 250-Jahrfeier der Hugenottenstadt zitieren, dann war Neu-Isenburg mit seinen damals 16.000 Einwohnern die größte und bedeutendste Hugenottensiedlung geworden. 

Doch das war nur der erste Teil der Migrations- und Integrationsgeschichte, die Neu-Isenburg geprägt hat. Nach dem 2. Weltkrieg nahm die Stadt über mehrere Jahre viele Kriegsvertriebene auf. Im Jahr 1961 waren es über 4.000 Kriegsvertriebene, die in der Hugenottenstadt lebten. Dies ist auch ein wichtiges Zeugnis unserer Stadtgeschichte. Danach folgte die Gastarbeiterimmigration aus neun verschiedenen Ländern. In Neu-Isenburg lebten im Jahr 1973 bereits zusätzlich rund 3.900 ausländische Gastarbeiter. Die meisten von ihnen sind hier sesshaft geworden.
 

Im Jahr 2015 kam es zu einer dramatischen Zunahme der Fluchtbewegungen. 75.000 Menschen blieben in Hessen. Das Land hat auf dem ehemaligen Rundschaugelände in der Rathenaustraße eine Flüchtlingsunterkunft geschaffen. Die Unterbringung von rund 700 Flüchtlingen wurde schnellstmöglich realisiert. In der Hugenottenstadt leben heute 122 Nationen. Das Zusammenleben in unserer Stadt ist so vielfältig wie nie zuvor. Die Hugenottenstadt hat all diese Herausforderungen angenommen und gemeistert. Heute ist Neu-Isenburg eine der prosperierenden Städte im Rhein-Main Gebiet, die nicht nur als Zuzugsort, sondern auch als Wirtschaftsstandort eine große Rolle spielt. Eine moderne und anspruchsvolle Inszenierung des Standorts Neu-Isenburg soll auch die wirtschaftlichen Vorteile für die Ansiedlung von Unternehmen aufzeigen.  

Besucherpotenziale, Geschäftsmodell und Betrachtung der Wirtschaftlichkeit

Die Besucherpotenziale für das Hugenottenrathaus als neuer Anziehungspunkt im Alten Ort, sind nicht nur zur Wahrnehmung der Identität und zur Stärkung der historischen Wurzeln von Bedeutung, sondern auch für eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung elementar wichtig. Wieviel Besucher allerdings der Alte Ort zusätzlich vertragen soll, muss in Einklang mit der Stadt Neu-Isenburg besprochen werden. Eines der Ziele im ISEK Programm ist ja, die identitätsstiftenden Wurzeln stärker in das kommunale, regionale und überregionale Bewusstsein zu verankern. Das wiederum zieht Besucher nach sich.
 

Das vom Trägerverein Hugenottenrathaus zur Akquisition vorgeschlagene Förderprogramm „Lebendige Zentren“, möchte außerdem den historischen Stadtkern als vitalen Ort stärken, der für alle Bereiche des Lebens – Wohnen, Arbeit, Handel, Kultur und Freizeit – für alle Gruppen der Stadtgesellschaft sowie deren Gäste attraktiv sein soll. Ein Anziehungspunkt wie das wiederaufzubauende Alte Rathaus, wäre deshalb bestens geeignet die städtischen Ziele zu erfüllen, als auch das vom Trägerverein eingebrachte Konzept umzusetzen. Bei der vom Trägerverein Hugenottenrathaus erstellten Besucherpotenzialanalyse, würde der Wiederaufbau vom Alten Rathaus ca. 280 Besucher/Gäste pro Tag zusätzlich in den Alten Ort bringen. Davon können Geschäfte und Gastronomie profitieren.

Besucherpotenziale

Das Geschäftsmodell sieht für den Wiederaufbau vom Hugenottenrathaus die Gründung einer gemeinnützigen Stiftung des bürgerlichen Rechts vor. Die Stiftung Hugenottenrathaus ist Bauherrin und Betreiberin und bereitet übergreifend den kulturellen und technischen Betrieb vor. Die Stiftung ist auf Beschluss des Magistrats und mit Zustimmung der Stadtverordnetenversammlung zu gründen. Eine Förderung wird durch den hessischen Beauftragten für Denkmalschutz sowie durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat angestrebt.

Die Stiftung wird vom Trägerverein Hugenottenrathaus unterstützt, die wesentlich zur Finanzierung des Bauwerks beitragen soll. In Folge dessen plant, entwickelt und realisiert sie das Hugenottenrathaus oberirdisch und unterirdisch. Sie konzipiert und realisiert die Ausstellungsbereiche und die Multimediaterminals.

 In einer „Betriebsgesellschaft Hugenottenrathaus GmbH“ wird das Willkommens- & Besucherzentrum verwaltet. Ebenso das Ratscafé und der Ratskeller. Die Betriebsgesellschaft akquiriert und organisiert Veranstaltungen für Personengruppen und Firmen und generiert außerdem Einnahmen aus Sponsoring und Produktverkäufen.

Der Trägerverein Hugenottenrathaus sieht sich auch in der Verantwortung einer Betrachtung in Wirtschaftlichkeit in Form eines Businessplans zu erstellen. Dies ist weder von der Stadtplanung noch durch Fremdvergabe an Externe zu leisten, da die Arbeiten am Projekt ausschließlich vom Trägerverein erbracht werden.