„Zukunft braucht Herkunft“

FÖRDERPROGRAMME

Zu Beginn dieses Kapitels ist es notwendig ein Blick auf das zu werfen, was Nachhaltige Stadtentwicklung erst ermöglichen kann – es sind die Förderprogramme von Bund und Land, mit denen städtebauliche Mängel durch Anpassungs- und Veränderungsmaßnahmen sowie mit neuen städtebaulichen Akzenten kompensiert werden sollen. Die Stadt Neu-Isenburg hat sich im Jahr 2017 beim Land Hessen für die Aufnahme in das Förderprogramm „Stadtumbau“ beworben und wurde im Oktober2018 aufgenommen. Doch wie bereits zuvor dargestellt, greifen die Maßnahmen in diesem Förderprogramm speziell für den Alten Ort viel zu kurz.

Förderprogramm
„Vom Alten Ort zur Neuen Welt“

Das Förderprogramm beinhaltet zwar den historischen Stadtkern, allerdings sind die Analysen unvollständig und die festgelegten Maßnahmen unzureichend, um im Alten Ort Urbanität, Identität und Lebensqualität erzeugen zu können. Dies zeigen die folgenden Punkte:

Analyse Alter Ort ist unzureichend

Die Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Analyse im Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) ist ohne quartiersplanerischen Bezug. Handlungsfelder „Städtebau und Wohnen“, Lokale Ökonomie, Gastronomie und Einzelhandel verbunden mit konkreten Maßnahmen, kommen konkret für den „Teilraum Alter Ort“ nicht vor. Die Gastronomie- und Einzelhandelssituation im Alten Ort ist prekär. Ein kritischer Dialog über die Gesamtsituation fand bisher nicht statt. Die letzte Sitzung der AG Alter Ort datiert von Mai 2019.

Leitbild und Ziele formuliert – aber keine Strategien

Dem Stadtumbauprogramm fehlen gänzlich Formulierungen von Strategien, mit deren Hilfe die angestrebten Ziele verwirklicht und wie Chancengleichheit für die Stadtteile erreicht werden können. Auch mit welchen Maßnahmen im Alten Ort dem Leitbild entsprechend „Identität und die Wahrnehmung der historischen Wurzeln“ gestärkt werden sollen, fehlen.

Historische Wurzeln stärker ins kommunale, regionale und überregionale Bewusstsein verankern

So heißt es im offiziellen Bericht vom Stadtumbauprogramm. Das dies aber nur politisches Wunschdenken ist, wird schnell deutlich, da es keine Maßnahmenplanung dafür gibt. Außerdem bedarf es einer Profilierung des historischen Stadtkerns im Rahmen einer Öffentlichkeitsarbeit. Denn wie sollen sonst die Bürger ein Problembewusstsein bekommen; für die notwendigerweise zu ergreifenden Maßnahmen?

Einzelmaßnahmen Alter Ort im ISEK

Mit den nachfolgenden acht Maßnahmen kann für den Alten Ort keine Chancengleichheit innerhalb der Teilräume im Fördergebiet Innenstadt erzielt werden: Machbarkeitsstudie Gestaltung Alter Ort. Prüfung Gestaltungssatzung Alter Ort. Identität Neu-Isenburg, historische Wurzeln Alter Ort. Prüfung und Umsetzung der Nutzung des Löwenkellers. Voruntersuchung zur Umgestaltung der Straßen und Wege. Planungsleistung und Umsetzung Straßen und Wege im Alten Ort (Barrierefreies Pflaster). Voruntersuchung, Planungsleistung und Umsetzung Parken Wilhelmsplatz. Beleuchtung Alter Ort. 

„Stadtumbau“ heißt jetzt: „Wachstum und Nachhaltige Erneuerung“

Mit Beginn des Jahres 2020 wurden die Städtebauförderungsprogramme bundesweit neu geordnet. In Hessen sind die beiden ehemaligen Förderprogramme „Stadtumbau in Hessen“ und „Zukunft Stadtgrün in Hessen“ in dem Programm „Wachstum und Nachhaltige Erneuerung“ vereint worden. Neben der Anpassung an die demografische Entwicklung und den wirtschaftlichen Strukturwandel sind Stadtgrün, Klimaschutz und Klimaanpassung vorrangige Bestandteile des Städtebauförderprogramms „Wachstum und Nachhaltige Erneuerung“. Fehlende oder unattraktiv gestaltete Freiräume gehören nun zu den zentralen Herausforderungen. Damit entfernt sich dieses Förderprogramm immer mehr von den Herausforderungen, die sich im Teilgebiet Alter Ort stellen.

Der Alte Ort ist etwas Besonderes – er braucht ein eigenes Förderprogramm

Mehr Respekt und Beachtung für unseren historischen Stadtkern ist gefordert. Mit Einzelmaßnahmen lassen sich weder die Bausünden der Vergangenheit beheben, noch die Stärkung der Identität und Wahrnehmung der historischen Wurzeln erreichen.

Andere Städte mit historischen Stadtkernen haben bereits für das Förderprogramm „Städtebaulicher Denkmalschutz“, ISEK Quartiersentwicklungskonzepte und Masterplänen erstellt. Nur mit diesem Förderprogramm können die städtebaulichen Mängel im Alten Ort behoben und der historische Ortskern wieder gestärkt werden. Auch dieses Förderprogramm hat fusioniert und einen neuen Namen bekommen:

Aus Aktive Kernbereiche und Städtebaulicher Denkmalschutz wird Lebendige Zentren

Mit dem Programm wird die Sicherung, Erhaltung, Modernisierung und die zukunftsfähige Weiterentwicklung von Gebäuden, sonstigen Anlagen sowie die Erhaltung und Umgestaltung von Straßen und Plätzen mit geschichtlicher und städtebaulicher Bedeutung in historischen Stadtkernen gefördert. Im Mittelpunkt steht der Erhalt und die Entwicklung lebendiger und identitätsstiftender Ortskerne. Damit sollen diese, auch künftig Orte der Begegnung, des Austauschs und der Identifikation für alle Menschen bleiben können. Das Programm fördert insbesondere bauliche Maßnahmen, die den innerstädtischen Strukturwandel begleiten. Es geht darum, die Versorgungsangebote zu sichern und weiterzuentwickeln, bestehenden Wohnraum zu qualifizieren und das baukulturelle Erbe zu erhalten bzw. weiterzuentwickeln.