„Zukunft braucht Herkunft“

WIEDERAUFBAU-INITIATIVEN

Hans Staiger Wiederaufbau

Die erste Wiederaufbau Initiative 1976 – 1993

Der Neu-Isenburger Architekt und CDU Fraktionsmitglied Hans Staiger brachte die Idee des Wiederaufbaus in die öffentliche Diskussion. Viele Bürger gaben bereitwillig ihre Zustimmung, sogar 2.100 Unterschriften wurden gesammelt.

Stimmen für den Wiederaufbau

Neu-Isenburger Prominente und Politiker äußerten sich: so auch der damalige Vorsitzende der Jungen Union und späterer Bürgermeister Oliver Quilling, er sagte:

„Neu-Isenburg ist eine wohlhabende Stadt in einem florierenden Ballungsgebiet. Da sollte es doch möglich sein, das Wahrzeichen der Stadt wiederaufzubauen.“

Und der damalige Magistratsrat Herbert Hunkel führte aus:

„In dieser Stadt wurden einige wertvolle Gebäude abgerissen. Nun sollten wir wenigstens das Hugenottenrathaus wiederaufbauen. Ich sehe darin die Möglichkeit ein Gebäude zu erhalten, durch das sich die Neu-Isenburger mit ihrer Stadt identifizieren können.“

Das Hessische Landesamt für Denkmalpflege sagte 1977:

„Der Wiederaufbau des Hugenottenrathauses in Neu-Isenburg dient der Wiederherstellung eine historisch, künstlerisch und städtebaulich wichtigen Kulturdenkmals, das für das Erscheinungsbild der Stadt von großer Bedeutung ist und dessen Rekonstruktion im öffentlichen Interesse liegt.“

Anfangs war die Begeisterung groß, dann wuchs die Skepsis. Schließlich sagte die Parlamentsmehrheit nein. Zu den Gegnern zählte dann auch der neue Bürgermeister Oliver Quilling (CDU). So zerschlugen sich die Pläne das Rathaus originalgetreu zu rekonstruieren.

Die zweite Wideraufbau-Initiative 1994 – 1997:

Aber der damalige Baudezernent Berthold Depper (FDP) gab nicht auf und kam im Herbst 1994 mit einem modifizierten Vorschlag; einem Konturenmodell aus Stahl und Glas, das die Umrisse des Hugenottenrathauses nachzeichnen sollte. Der Entwurf des Architektenbüros Hempelt + Bernhardt Darmstadt sah am ehemaligen Standort des Hugenottenrathauses eine Stahlkonstruktion vor, die in den Konturen dem ehemaligen Gebäude entspricht. Damit soll die gestalterische Lücke geschlossen und das Zentrum der Stadtgründung aus der Entfernung wieder erkennbar sein.

Der Pavillon sollte ein erlebbares und begehbares Denkmal sein. Besucher können sich aus der oberen Etage einen sehr guten Überblick über den denkmalgeschützten Grundriss verschaffen. Der Pavillon sollte zum Identifikationssymbol für die Bürger werden, die mehr als nur eine Schlafstadt wollen. Es war beabsichtigt, das Konturenmodell zur 300-Jahrfeier der Stadt Neu-Isenburg im Jahr 1999 zu bauen.

Kommunalpolitiker wollen nichts Neues

Vorschläge für die Gestaltung des Marktplatzes gab es viele. Nichts konnte sich durchsetzen. Nach jahrelangen Debatten entschieden Neu-Isenburgs Parlamentarier im Oktober 1997, dass der Marktplatz so bleibt wie er ist, ein freier Platz. Jahrelang diskutierten die Kommunalpolitiker, der Vorstand vom Verein für Neu-Isenburg und die Marktplatzanwohner, was aus der Mitte des Alten Ortes werden sollte. Das Ergebnis ist bis heute unverändert und heißt: Kopfsteinpflaster.

„Der Markplatz bleibt so wie er ist“

In der damaligen Stadtverodnetenversammlung war man sich einig, dass die Debatte um den Marktplatz vom „Gestaltungswillen“ geprägt war und „viel Kreativität“ für das Projekt mo-bilisiert wurde. Doch die Vertreterin der Grünen macht damals während der Sitzung deutlich, dass ihr so viel Gestaltungswille langsam zu viel geworden ist. Nach ihrer Ansicht ist das Zentrum des Alten Ortes am schönsten wenn es so bleibt, wie es ist: „Nichts als ein freier Platz.“ Die CDU sah es wie die Grünen: „Der Platz ist äußerst klein.“ Nichts passe dort so richtig hin. Jede „vertikale Komponente“ störe. Auch von Einlegearbeiten hielt der CDU-Man nichts. So etwas würden die Leute kaum beachten. Deshalb sei die beste Gestaltung, an dem Platz nichts mehr zu machen. Dies beantragte dann auch die Union, und dafür gab es eine große Mehrheit. Mit Stimmen aus allen Fraktionen.

Weitere Anträge standen zur Debatte

Kein Antrag konnte sich durchsetzen, auch nicht der persönliche Antrag des SPD-Manns, der sich für die Pläne des Vereins für Neu-Isenburg stark machte (massive Plattform mit beweglichem Holzaufbau). Die FWG wollte, dass es ein Konturenmodell gibt, das vollständig auf- und abgebaut werden kann. Die SPD-Faktion forderte, die Umrisse des Hugenottenrathauses ins Pflaster zu legen. Doch dem stimmten noch nicht einmal die Sozialdemokraten zu –  bis auf einen Abgeordneten. Die jahrelange Debatte um den Marktplatz im Alten Ort schien nun beendet. Fürs erste. (Quelle: Frankfurter Rundschau vom 07.10.1997)