„Zukunft braucht Herkunft“

GEBÄUDEANALYSE

Gebäudeanalyse: Alter Ort Neu-Isenburg

Drei Ortsbegehungen hat Dipl.-Ing. Georg Oeter durchgeführt. Nach einer inhaltlichen Vertiefung sind die Ergebnisse bezogen auf die Charakteristik der Gebäude und ihr Beitrag zum historischen Erscheinungsbild analysiert worden:

  • 23 Häuser sind entsprechend der Gestaltungssatzung. Typische historische Gestaltungsmerkmale wurden erhalten bzw. aufgenommen.

  • 22 Häuser sind gegen die Gestaltungssatzung errichtet. Das bedeutet: sie entsprechen nicht einem für den Alten Ort charakteristischen historischen Gebäudetyp.

  • 14 Häuser sind als „historisch“ zu betrachten.

  • 121 Häuser könnten überall stehen und haben deshalb keinen Bezug zur Altstadt: 6 Häuser in der Hirtengasse sowie 7 Häuser in der Pfarrgasse sind typische Bausünden, haben keinen ortsbildprägenden Charakter.
Den meisten Gebäuden fehlt das charakteristische, historische Erscheinungsbild, da sie keine typischen Gestaltungsmerkmale enthalten, oder wiederaufgenommen haben. In den wenigen Fällen (13%), hielt man sich an die Ortssatzung. Und darunter leidet der heutige Alte Ort. Dass die Gestaltungssatzung in 12% nicht eingehalten wurde, ist noch das geringste Übel. Folgenschwerer ist die Tatsache, dass 67% der Häuser keinen Bezug zum Alten Ort haben. Oder anders ausgedrückt: diese Häuser könnten überall stehen! Ihnen fehlen die typischen Gestaltungsmerkmale, die den Alten Ortskern ausmachen sollten.
 

Aktuelle Zerstörung von Bausubstanz

Originale Bausubstanz von Fachwerkgebäuden: Es entsprechen nur noch wenige Häuser dem echten alten Bestand der Gründungszeit des Alten Ortes. In der Löwengasse: hat das Haus Alter Haferkasten (Foto 1) noch Fachwerk, allerdings ist davon nichts zu sehen, da die Außenwand verputzt wurde. Das Haus (Foto 2) hat ebenfalls noch Fachwerk, auch hier wurde  verputzt. In der Hirtengasse (Foto 3) steht ebenfalls noch ein Haus mit originaler Bausubstanz, allerdings auch verputzt.

In der Löwengasse wurde die Front des ehemaligen Thai-Restaurants (Foto 4) zugemauert. Es soll nun Wohnraum entstehen.

In der Hirtengasse Ecke Offenbacherstraße wurde die Klinkerfassade des Gründerzeithauses mit Styropor überklebt (Foto 5 und 6). Ein Sandsteinfenster wurde bis zum Boden herausgebrochen und mit einem Langfenster versehen.

Luxusimmobilien Hugenotten Carré:

Direkt am Marktplatz sowie im Nollgäßchen sind Luxusimmobilien unter dem Namen „Hugenotten Carré“ (Foto 7), Reihenhäuser und Eigentumswohnungen entstanden, zu Quadratmeterpreisen von 5.225 Euro.

Da entsteht kein bezahlbarer Wohnraum, dafür wachsen ökonomische und soziale Unterschiede, die zu Parallelgesellschaften führen. Der Alter Ort hat sich zum Hotspot für „Immobilienhaie“ entwickelt, die dort kaufen um dann zu Bestpreisen wiederverkaufen wollen. Überlässt man den Alten Ort weiterhin den Kräften des freien Marktes, so werden wir ihn in fünfzehn Jahren nicht mehr wiedererkennen. Wie auch der Grüne Baum, der früher in der Mitte des Gartens des gleichnamigen Gastronomiebetriebs stand. Im Bild (Hugenotten Carré) sieht man, was übrigblieb; ein eingeplasterter gestutzter Baum.

Hier ist der Grüne Baum von früher zu sehen (Foto 8). Das Lokal mit Gastronomie im Garten und Apfelweinkelterei war „Top.“ Dieser historische Ort bleibt für immer zerstört.

Foto 1: Alter Haferkasten

Foto 2: Nachbargebäude

Foto 3: Hirtengasse

Foto 4: ehemals Thai Cuisine

Foto 5: Hirtengasse/Offenbacher vorher

Foto 6: Hirtengasse/Offenbacher nachher

Foto 7: Hugenotten Carré

Foto 8: Grüner Baum früher